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Wir Eltern denken kritisch - unser Kind handelt

Danni-Eltern, Teil 8 der Reihe „Mein Kind ist kein Terrorist“

Obwohl wir als Eltern immer schon kritisch denken, politisch diskutieren und umweltbewusst leben - teilweise auch beruflich, im Bereich Solarenergie - hat unser Kind das Handeln übernommen. Es hat sich mit vielen anderen zu einem großen Kollektiv zusammengetan, national und international vernetzt, indem sie diskutieren und sich ständig selbst reflektieren, ihre Sprache und ihr Verhalten untereinander beleuchten, Strategien besprechen und dabei basisdemokratische Strukturen anwenden.

Als die Freund:innen das erste Mal zu einer Aktion von #EndeGelände in den Hambi fuhren, wusste ich nicht, was sie vorhatten und war entsprechend aufgeregt. Denn natürlich hatte ich bereits Bilder von martialischen Polizeieinsätzen gesehen und wusste, wie Menschen in Gefangenensammelstellen schikaniert werden können. Also versuchte ich, über sämtliche Kanäle möglichst viele Bilder und Aufnahmen zu sehen, in der Hoffnung, mein Kind darauf zu finden. Das hat mich 24 Stunden lang wachgehalten.

Warm eingekleidet

Ich war stolz aber auch besorgt. Wie sich hinterher herausstellte, war meine Sorge nicht unbegründet. Allerdings ging die Art und Weise, wie sich die Gruppe auf alles vorbereitet hatte und wie sie sämtliche Erlebnisse vor Ort verarbeitete, noch weit über meine Vorstellungen hinaus. Das erfüllte mich erst recht mit Stolz. Und dieser Stolz bezieht sich nicht nur auf mein Kind, sondern auf alle Aktivistis.

Neben einigen weiteren für mich nervenaufreibenden Aktionen, die ebenso gut organisiert und in jeder Hinsicht glanzvoll abgeschlossen wurden, ging es kürzlich wieder zu einer Soli-Aktion von #EndeGelände, diesmal in den Dannenröder Wald. Weil bei Minusgraden im Zelt übernachtet werden musste, kaufte ich einige Tage vorher zusammen mit meinem Kind in einem Outdoor-Store angemessene Bekleidung und alles, was sonst noch benötigt wurde, so wie es eine besorgte Mutter eben so macht.

Keine Provokationen mehr

Allerdings war ich diesmal schon sehr viel ruhiger, auch wenn ich natürlich wieder alle Internetquellen untersuchen musste nach Bildern und Filmaufnahmen. Deshalb wusste ich vom Schnee, der über Nacht gefallen war, von den Schneebällen auf Wasserwerfer und Polizeikräfte und von den daraus entstandenen Konflikten.

Was ich aber nicht wusste, ist, wie großartig diese jungen Menschen mit solchen Situationen umgehen. Wie bei Versammlungen des Kollektivs, wo Entscheidungen gefällt werden müssen und sich deshalb die Leute in kleinere Gruppen aufteilen, um schneller zu einem Ergebnis zu kommen, über das dann in der großen Gruppe demokratisch abgestimmt wird, so wurde auch die Schneeball-Aktion gelöst.

Die Sprecher:innen der einzelnen Bezugsgruppen versammelten sich in Windeseile und stimmten ab: Keine Schneebälle mehr, keine Provokationen. Damit war die Situation im Handumdrehen geregelt.

Ich liebe mein Kind.


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