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Tonks und Monday: Die Liebe in Zeiten der Waldbesetzung

Teil 4 der Interview-Reihe mit Aktivist:innen "Stimmen aus dem Dannenröder Forst"

Monday und Tonks sind beide Anfang 20 und haben sich im Dannenröder Forst ineinander verliebt. Während Tonks im normalen Leben Jura und Monday Erziehungswissenschaften studiert, haben sie im Danni gemeinsam versucht, den Darstellungen der Polizei die Sichtweisen der Waldbesetzer:innen entgegen zu stellen und Öffentlichkeit zu verschaffen. Im Gespräch mit Pro Wald berichten sie über Zweisamkeit im Aktivismus, tägliche Enttäuschungen bei der Zeitungslektüre sowie den Alltag in ihrer Waldgemeinschafts-Utopie – und deren brachiales Ende.


Pro Wald: Ein wunderschönes Foto zeigt euch kopfüber-kopfunter küssend an Kletterseilen an einem Baum im Dannenröder Forst hängend. Wie und bei welcher Gelegenheit ist dieses Bild entstanden?

Monday: Dieses Bild entstand, weil ich Bilder von uns haben wollte, wie wir klettern. Gleichzeitig war mit Sitara eine professionelle Fotografin anwesend. Die Idee zu diesem Motiv mit Tonks und mir an den Seilen, über uns das Baumhaus, die Baumkrone und Himmel ist gemeinsam entstanden.

Tonks: Als Sitara, Monday und ich zusammen unter dem Baumhaus standen, fanden wir alle dieses Motiv sehr schön und passend. Wir sind dann spontan einfach losgeklettert.

Pro Wald: Wann habt Ihr Euch entschieden, den Dannenröder Forst zu besetzen?

Tonks: Wann das genau war, kann ich gar nicht sicher sagen, aber als ich von der Idee gehört habe war mir schnell klar, wie wichtig dieser Protest und vor allem diese Form des Protests ist. Ganz klar für mich war, dass wir so aktiv die Verkehrswende voranbringen und der Politik zeigen können, dass sie sich nicht dafür interessiert, was sich die Bürger:innen wünschen. Zudem war mir wichtig, immer wieder aufzuzeigen, dass so etwas unter einer Landesregierung passiert, an der neben der CDU auch die Grünen beteiligt sind. Die Grünen sind schon lange nicht mehr grün und vertreten nicht mehr die Ideale, die sie hatten, als sie sich gegründet haben und mit denen sie groß geworden sind.

Monday: Ich entschied mich im Sommer dazu, mich an der Waldbesetzung zu beteiligen, weil ich handeln musste. Ich habe so viel Umweltzerstörung in der ersten Jahreshälfte gesehen, dass ich aktiv werden musste. Dass der Großteil der Gesellschaft sich nicht dafür interessiert, wie es schon in wenigen Jahren mit der Erde aussehen wird, konnte ich nicht länger ertragen. Ich bin schon zuvor mit Protest vor Supermärkten und auf der Straße auf Ablehnung und Anfeindungen gestoßen, das war sehr deprimierend. Die Stimmung, die ich dann im Wald gespürt habe, war das genaue Gegenteil: Ich wurde empowert, das zu tun, was ich für sinnvoll halte. Darum bin ich dortgeblieben, es war schlicht das Beste, was ich in dem Moment aus meinem Leben machen konnte. Das Engagement half gegen die Depressionen, die ich bekomme, wenn ich weiß, wie Macht in der Gesellschaft verteilt ist und dass die meisten Menschen nicht ihren ressourcenfressenden Konsumstil aufgeben wollen.

Pro Wald: Habt Ihr Euch im Wald kennengelernt oder wart Ihr schon zuvor ein Paar?

Monday: Wir haben uns in der Besetzung kennen- und lieben gelernt und sind dann einfach beieinander geblieben.

Pro Wald: Bei welcher Gelegenheit war das?

Tonks: Kennengelernt haben wir uns einfach im Leben im Wald, beim Skillshare und anderen Aktivitäten. Das Verlieben kam mit dem Kennenlernen.

Monday: Wir haben dieselben Workshops besucht und uns gegenseitig etwas beigebracht. Verlieben geschieht mit der Zeit: Wir Besetzis haben ja alle zusammengelebt und unsere Abende gemeinsam am Feuer verbracht, versunken in Musik und Gespräche. Das gegenseitige Wertschätzen von Menschen und ihren Bedürfnissen, das Verträglichmachen seines eigenen Lebensstils mit denen von anderen brachte viele gute Gefühle mit sich. Diese liebenswerte Schutzgemeinschaft wollten wir für uns aufrechterhalten.
 

Pro Wald: Wie viel Zeit und Gelegenheit bleibt im Aktivismus für die Liebe?

Monday: Es bleibt Zeit, um Sachen alleine und privat zu machen. Der Wald ist groß, jeder Mensch sucht sich sein Baumhausdorf und Bezugspersonen aus. Die Besetzung führt dazu, dass wir Zeit für das Wichtige haben: Liebe, politische Bildung, alle Gespräche führen, die wir wollen. Privatsphäre gab es etwa, wenn wir uns ein Baumhaus als Schlafplatz organisiert haben – zumindest solange bis die Rodungsarbeiten begonnen haben. Danach hatten wir erheblich weniger Zeit füreinander. Da waren wir eher froh, wenn wir uns am Abend wiedergesehen haben.

Tonks: Das Leben im Wald glich dem in einer großen WG. Da hat ja auch jeder Zeit für sich und Privatsphäre. Wie in jeder anderen Beziehung auch, muss jeder sich Zeit für den Partner bzw. die Partnerin nehmen, damit die Beziehung funktioniert. Da uns beiden aber der Aktivismus wichtig ist und uns dieser verbindet, verbringen wir natürlich auch dort Zeit miteinander. Es ist also keine Entscheidung „entweder Aktivismus oder Beziehung“, sondern ein Miteinander.

Pro Wald: Wie haben Neuankömmlinge erfahren, welche der vielen Baumhaussiedlungen für sie die richtige ist?

Tonks: Alle Barrios sind ein bisschen unterschiedlich gewesen, weil ja auch alle Personen unterschiedlich sind. Und je nachdem, wo man es schöner fand und mit welchen Menschen man besser zurechtgekommen ist, hat sich jeder seinen "Place to be" und ein Zuhause gesucht. Diese Wahl war dann nicht endgültig, sondern man konnte jederzeit woanders schlafen. Wir beide sind auch viel umhergezogen und haben uns immer neue Schlafplätze gesucht. So hatten wir Kontakt zu vielen unterschiedlichen Menschen und haben jeden Teil des Waldes kennengelernt.

Pro Wald: Wie haben sich diese vielen Siedlungen organisiert, und wie waren sie vernetzt?

Monday: Zeitweise haben sich die Barrios, die weiter weg waren, autonom organisiert – etwa die Nahrungsmittelbeschaffung durch Containern, die Schlafplätze und die Regeln des Zusammenlebens. Vernetzung fand statt durch seltene gemeinsames Plena und durch die Menschen, die von einem Ort zum anderen gelaufen sind und dabei Informationen ausgetauscht, Pläne besprochen, ihre Probleme mitgeteilt oder um Unterstützung für Projekte gefragt haben.

Tonks: Zudem gab es ein Logistik-System, mit dem Sachen von einem zum anderen Barrio transportiert wurden.

Pro Wald: Tonks, Du hast gesagt, dass die Grünen eine Politik gegen den Willen der Menschen umgesetzt haben. Wie frustrierend ist es für Euch zu sehen, dass die Abholzungen den Grünen und auch der CDU in Hessen nicht geschadet haben? Beide haben laut Hessentrend im Vergleich zur letzten Landtagswahl aktuell sogar noch Stimmen hinzugewonnen.

Tonks: Traurig macht es schon ja, und es frustriert auch. Aber ich bin fest überzeugt, dass viele Menschen aus Danni-Kontexten und anderen umweltaktivistischen Kreisen die Grünen erst dann wieder wählen, wenn sie auch wieder eine Politik machen, die ihrem Namen gerecht wird. Ich kenne viele Menschen, die bislang die Grünen gewählt haben und dies nicht mehr tun werden.

Pro Wald: „Es war ein Ort der Utopie“ ist Euer Seil-Foto im Insta-Auftritt „Keine A-49“ unterschrieben. Wie sah diese Utopie aus?

Monday: Die Utopie im Dannenröder Wald von Oktober 2019 bis zum Beginn der Rodungs- und Räumarbeiten ein Jahr später beschreibt das friedliche, freie und offene gemeinsame Zusammenleben. Es war eine real gelebte Utopie von ehrenamtlichem Engagement, das verbunden war mit politischer Bildung und dem Lernen für die Zukunft. Es gab uns Bewohner:innen viel Sicherheit, so eine Gemeinschaft zu haben, wenn die äußere Welt im Chaos versinkt. Sie war offen für alle Menschen, und jede Norm konnte im Barrio-Plenum hinterfragt werden. Ich habe noch nie einen Ort erlebt, an dem der oder die Einzelne die größtmögliche Freiheit genießt, ohne dabei die Freiheit der Nächsten einzuschränken. Die Besetzung hat gezeigt, dass ein umweltverträgliches und konsumfreies Leben möglich ist – man bedenke nur den enorm reduzierten CO2 Abdruck. Als Gemeinschaft mit gleichen Werten können wir viel erreichen; jeder Mensch kann sein, wer er oder sie will. Es ist einfach eine Utopie, wenn junge Menschen wohlwollend das Beste auseinander rausholen und sich zusammen fortbilden. Diese Utopie war für viele notwendig, da sie der Staat und die dem Konsum verfallene Gesellschaft vergessen hat.

Tonks: Für mich ist die Utopie im Wald eine freie Gesellschaft. Ohne Hierarchie, ein Leben ohne Patriachat, also ohne Sexismus, ohne Rassismus und Unterdrückung. Auch wenn das nicht immer so gut gelingt, weil wir einfach alle in einem System aufgewachsen sind, das genau das beinhaltet. Aber alle Menschen versuchen an sich und an dem System zu arbeiten, und genau das ist die gelebte Utopie.
 

Wie sah Euer Alltag in dieser Utopie aus?

Tonks: Der Alltag war frei und selbstorganisiert. Durch die Plena vom Vortrag war allen klar, was benötigt wurde. So hat sich jeder selbstbestimmt die Aufgaben gesucht, die er machen wollte oder für wichtig empfand. Und wenn eine Aufgabe nicht erledigt wurde, gab es am nächsten Tag Menschen, die sie übernommen haben. Alles war frei von Zwang und Unterdrückung, und das hat dazu geführt, dass sich jeder entspannen konnte und wohlgefühlt hat.

Monday: Zudem konnten sich Menschen mit den gleichen Interessen miteinander verbinden. Auch spontan an einem Ort wie etwa der Kochstelle haben sich Menschen gefunden und dann einfach zusammen etwas gebaut. Es gab auch ein Board, an dem Menschen für jede Woche einen Plan mit Terminen erstellt haben. Jeder konnte dort ein Skillshare anbieten, also eine Möglichkeit, andere Menschen an seinem Wissen oder seinen Fertigkeiten teilhaben zu lassen.

 

Pro Wald: Mir ist klar, dass jeder Tag anders war – aber könnt Ihr dennoch versuchen, einen Eurer typischen Tagesabläufe zu beschreiben?

Monday: Das ist tatsächlich sehr schwierig, aber wir können ja einfach mal einen Tag konkreter beschreiben: Wir sind meist auf einer Plattform aufgewacht und haben dann entweder dort etwas gefrühstückt oder uns in den Küchen etwas zu essen gesucht. Je nachdem was so am Tag anstand, haben wir gebaut, Wasser geholt, gekocht oder andere Aufgaben gemacht. Nebenbei gab es Skillshare-Angebote. Nach dem Mittagsessen haben wir uns meist irgendwo kurz Zeit für uns genommen, waren spazieren oder haben uns zum Schlafen hingelegt. Danach ging der Tag weiter mit den Aufgaben, die anstanden: Feuerholz machen, kochen und aufräumen waren fast jeden Tag dabei. Dann gab es abends immer ein Plenum, bei dem wir meist auch waren und danach Abendessen. Da wurde es meistens dann auch schon dunkel. Zusammen mit anderen haben wir dann den Abend verbracht, bis wir müde wurden und uns schlafen gelegt haben.

Tonks: Jeder Tag war verschieden, es gab täglich andere Herausforderungen. Im Winter mussten wir uns regelmäßig irgendwo wärmen, und im Sommer konnten wir uns in einem kleinen Fluss waschen.

Pro Wald: Was wurden in den Plena besprochen?

Tonks: Im Plenum wurden Informationen durchgegeben, um alle auf den neusten Stand zu bringen: Welche Polizeiaktivitäten gab es oder wurden in naher Zukunft erwartet; gab es Konflikte der Bewohner:innen, die beigelegt werden konnten, welche neuen Bauprojekte waren sinnvoll, und wo gibt es das dafür benötigte Material? Das Plenum diente im Wesentlichen dazu, Wissenshierarchien abzubauen, Menschen in bestehende Strukturen zu integrieren und manchmal auch miteinander zu diskutieren.

Monday: Und natürlich auch, um To-Dos für den nächsten Tag zu besprechen und Schlafplätze zu verteilen.

Pro Wald: „Es gab viel Sicherheit, so eine Gemeinschaft zu haben, wenn die äußere Welt in Chaos versinkt“, hast Du oben gesagt, Monday. Tonks, du hast ergänzt, dass ihr in einem hierarchischen, patriarchalischen und unterdrückenden System aufgewachsen seid, und dass dies der Grund für bestehende Konflikte in der Baumbesetzer-Gemeinschaft waren. Könnt Ihr verstehen, warum ich solche Aussagen für bedenklich halte?

Monday: Es ist etwas flach ausgedrückt, dass die Welt in Chaos versinkt. Es sind politische Prozesse im Gange, die höchst bedenklich sind: Der Neoliberalismus zerfrisst die letzten Naturräume etwa in Südamerika und Indonesien. Die Wohlstandsgesellschaft in Europa mag ihre Privilegien nicht aufgeben. Warum ist es bedenklich, das zu benennen? Es ist eine Suche nach Sicherheiten in einer unsicherer werdenden Welt. Diese Sicherheit wird nicht durch Zugehörigkeit zu einer "Nation" gedeckt.

 

Tonks: Die Gesellschaft, in der wir alle aufgewachsen sind, ist nun einmal leider ein kapitalistisches, auf den Mann fixiertes System. Nicht nur der Gender-Paygap oder die Geschlechter-Verteilung in den Führungsebenen verdeutlichen das, sondern auch der alltäglichen Sexismus, den Frauen ertragen müssen. Somit leben wir auch in einem unterdrückenden System. Denn nicht nur Sexismus ist hier Alltag, sondern auch Rassismus. Menschen, die ein

Kopftuch tragen, werden weniger eingestellt. Kinder lernen heute noch im Kindergarten oft, dass beige der Hautfarbestift ist. Es gibt viele weitere Beispiele, die Alltagsrassismus und -sexismus aufzeigen. Es müssen nicht die Extreme sein, wie Femizide oder Anschläge auf Synagogen, sondern auch die abfälligen Blicke, das übergriffige Verhalten nicht nur von betrunkenen Männern, die denken, ihnen gehöre die Welt. Also nein. Ich finde nicht, dass es kritisch und bedenklich ist, Aussagen zu tätigen, die lediglich die traurige Wirklichkeit widerspiegeln.
 

Pro Wald: Ich halte diese Sichtweise deshalb für bedenklich, weil sie ein sehr starres Weltbild transportiert, nämlich: ‚Die gute, richtige Welt gibt es nur hier in unserer kleinen Gemeinschaft, und die Welt um uns herum ist böse, falsch und bedroht uns‘. Es ist eine Klassifizierung der Welt in ein striktes Freund-Feind-Schema, in ein Schwarz oder Weiß, das keine Grautöne zulässt. Dies führt zunächst zur Selbstausgrenzung und anschließend dazu, von der Gesellschaft weiter ausgegrenzt zu werden, was das Problem weiter verschärft. Es ist ein Weltbild, das mir aus Sekten bekannt ist.

Tonks: Naja, ich würde das nicht so sagen. In unserer Gesellschaft gibt es nun einmal diesen Sexismus und Rassismus. Wir wollen uns nicht selbst ausgrenzen, sondern aufweisen, dass ein Leben ohne Patriachat möglich ist. Total viele Supporti haben das mit uns erlebt, und wir waren im Austausch, denn nur zusammen können wir die ‚Revolution‘ schaffen. Gleichheit ist eins der wichtigsten Dinge: Strukturelle Gewalt gibt es seitens der Polizei und anderen Behörden, die nur Deinen Namen oder sonst was sehen wollen. Die Polizei hat rassistische, rechte Strukturen und behandelt Menschen nicht wie vom Gesetzt gefordert gleich. Stattdessen gibt es ‚Racial Profiling‘. Oury Jalloh [verbrannte 2005 im Alter von 36 Jahren in einer Gewahrsamszelle im Polizeirevier Dessau-Roßlau, nachdem er zuvor laut einem rechtsmedizinischen Gutachten schwer misshandelt worden war. Es gibt Hinweise auf ein von mehreren Polizisten begangenes Tötungsdelikt, jedoch musste sich bislang keiner der beteiligten Polizisten wegen Mordes verantworten, Anm. d. V.] und viele andere, vor allem "ausländische" Menschen haben Polizeigewalt erfahren. Warum müssen wir uns dem einfach so hingeben? Warum nicht genau das benennen?

 

Monday: Prinzipiell verstehe ich diese Kritik. Die Sozialstruktur der Besetzung und das Miteinander verhält sich jedoch wesentlich anders als in Sekten: Man wird zu nichts gedrängt, man ist frei zu kommen und zu gehen wie es dem Menschen passt, man kann anonym bleiben und wird in seinem privaten Leben in Ruhe gelassen. Es sind Jahre von Enttäuschungen, die Menschen glauben lässt, dass die Machtverhältnisse da draußen böse seien. Es ist ein Leben von Ausbeutung mit vielen Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen, das die Menschen in eine undifferenzierte Sicht drängt. Dennoch stand davor viel Erkenntnis über diese Gesellschaft und ihre Machtstrukturen, die Menschen in den Widerstand brachte: Menschen an der Macht treffen strukturell falsche Entscheidungen, solange sie an das neoliberale Paradigma glauben. Die Armutsschere geht seit Jahrzehnten weiter auseinander. Es gibt keinen Tickle-Down-Effekt [Wirtschaftstheorie, die besagt, dass Einkommenszuwächse der Reichen die Voraussetzung dafür sind, dass nachgelagert auch die Einkommen der Ärmeren steigen, Anm. d. V.]. Die sozialen und ökologischen Probleme sind so drängend wie noch nie, und der Bedarf nach einem echten Systemwandel war noch nie so hoch. Es muss aufhören, dass Menschen sich gegenseitig unterdrücken und das eigene Unterdrücktwerden dadurch kompensieren, dass sie den Planeten zerstören.

Pro Wald: Ich teile Eure Einschätzung, dass es in unserer Gesellschaft Rassismus, Sexismus und über das erforderliche Maß hinausgehende Polizeigewalt gibt. Allerdings ist unsere Gesellschaft nicht komplett rassistisch, nicht komplett sexistisch und nicht alle bzw. nur die wenigsten Polizisten missbrauchen das staatliche Gewaltmonopol. Ich vermisse die Differenzierungsfähigkeit in dieser Wir-vs.-Ihr-Sichtweise. Sie verführt dazu, das Leben in der eigenen Gemeinschaft zu idealisieren und Probleme und Meinungsverschiedenheiten zu unterdrücken. Beispiel: Abseilaktionen von Autobahnbrücken, die ein enorm negatives Echo in der Bevölkerung hervorgerufen haben, und zwar auch bei Umweltschützern. Wie geht Eure Gemeinschaft mit dieser Problematik um?

Tonks: Nein. Unsere Gesellschaft ist komplett sexistisch. Sorry aber das kannst Du als Mann weder beurteilen noch absprechen. Du erlebst nicht den Sexismus, den ich jeden Tag über mich ergehen lassen muss. Im Wald wird viel diskutiert und über verschiedene Themen geredet. Nicht immer kommen wir auf einen Konsens aber das ist und war auch nicht nötig. Die Abseilaktionen wurden durchgeführt, um den Menschen die Augen zu öffnen und diese Themen präsent zu machen. Nur so können Menschen sich eine Meinung bilden und informieren. Das negative Feedback kommt meist von denjenigen Menschen, die sich in ihrem Lebensstil kritisiert fühlen und die nicht anerkennen wollen, dass die Verkehrswende absolut notwendig ist.

Pro Wald: Hier muss ich widersprechen, denn meine Frau und ich sind oftmals im Dannenröder Forst gewesen – und zwar explizit mit dem Zug, um CO2 zu vermeiden. Es ärgert uns, dass durch solche Abseilaktionen stundenlange Staus provoziert werden, in denen tonnenweise Treibhausgase sinnlos in die Luft geblasen werden. Was wäre zudem passiert, wenn ein Rettungswagen oder eine Frau auf dem Weg zur Entbindung durch diese Aktion im Stau gestanden und es dadurch zu einem Todesfall gekommen wäre? Habt Ihr Euch darüber im Vorfeld keine Gedanken gemacht? Und wurden diese Aktionen im Nachhinein aufgearbeitet, um daraus Lehren zu ziehen?

Monday: Wir können nicht für andere Menschen sprechen. Wir verstehen die Kritik absolut und das kam auch bei den Aktionsgruppen an. Wir als Pressemenschen haben davon erst erfahren und wurden dazugerufen, als die Aktion bereits lief. Die Aktion richtete sich laut Aktionsgruppe gegen das System, das Menschen zwingt, auf den motorisierten Individualverkehr zurückzugreifen. Notfallsysteme sind davon ausgeschlossen und hätten weiter funktioniert. Die Aktivisten an den Autobahnbrücken hingen immer in einer Höhe, die genug Platz lies, unter ihnen hindurchzufahren. Es wurde definitiv aufgearbeitet.

Tonks: Rein aus juristischem Blick ist es egal, warum der Stau zustande kam. Stau ist Stau, der nun einmal auf Autobahnen passiert. Auffahrunfälle passieren fast täglich und Rettungsgassen gibt es extra für Krankenwagen. Natürlich tut uns der Unfall für die Einzelperson leid [Am 13. Oktober sperrte die Polizei die A3 bei Limburg wegen einer Abseilaktion von einer Autobahnbrücke. Ein Autofahrer fuhr auf außerhalb der Sichtweite zur Brücke auf das Stauende auf und verletzte sich dabei schwer. Ein Großteil der Presseberichte übernahm daraufhin die Darstellung in der Polizei-Pressestelle, wonach die Aktivist:innen verantwortlich für den Unfall seien, Anm. d. V.].

Pro Wald: Wurden die Abseilaktionen zuvor im Plenum besprochen, und wurden sie dort nachträglich aufgearbeitet?

Monday: Aufgearbeitet wurden sie in verschiedenen Plena. Aktionsgruppen sind autonom, weshalb sie Informationen davor nur spärlich herausgeben. Wir wussten es wie gesagt erst morgens und sind mit gemischten Gefühlen dazugestoßen.

Pro Wald: In welcher Weise wurden die Aktionen aufgearbeitet? Gab es Kritik? Gab es Zustimmung? Gab es nach dem Unfall am 13. Oktober einen Konsens, solche Aktionen nicht zu wiederholen?
 

Tonks: Ja, es gab Kritik und verschiedene Gesprächsrunden. Einen gemeinsamen Konsens gab es nicht, die Aktionen wurden ja auch wiederholt.

Pro Wald: Und nach der nächsten Abseilaktion vom 27. Oktober, als die Presseberichterstattung erneut desaströs war und die Aktivsten anschließend bis zu sieben Wochen in U-Haft verbringen mussten – gab es anschließend noch immer keinen Konsens über Aktionen dieser Art?

Monday: Puh. Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Wir waren bei den Gesprächen nicht dabei, sondern die ganze Zeit bei der Pressearbeit involviert.

 

Pro Wald: Als Schnittstelle zwischen Waldbesetzer:innen und Öffentlichkeit finde ich es gerade erstaunlich, dass solche wichtigen Informationen nicht bei Euch angekommen sind. Welche formale Qualifikationen und Berufspraxis in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hattet Ihr, als Ihr diese Aufgabe begonnen habt?

Monday: Wir hatten Erfahrung mit Kameratechnik und Social Media.

Tonks: Keine weiteren als die von Monday genannten.

Pro Wald: Warum habt Ihr Euch im Dannenröder Forst für den Bereich Pressearbeit entschieden?

Tonks: Die Pressearbeit war für mich ein verhältnismäßig sicherer Ort, um am Widerstand teilzunehmen und das Ganze zu begleiten, ohne mich in Lebensgefahr begeben zu müssen.

Monday: Ich habe es gemacht, weil ich dort gebraucht wurde und ich innerhalb kürzester Zeit mehr Gewalt gesehen habe als im ganzen Leben davor. Ich wollte, dass Menschen unsere Sichtweise verstehen und die Politik anerkennt, dass die Polizei fahrlässig und gewalttätig vorgeht und die Menschenwürde nicht immer achtet, was ich mir zuvor auch nicht vorstellen konnte. Doch dies ist leider nicht bei der Bevölkerung angekommen.

Pro Wald: Wie sah die Pressearbeit während der Waldbesetzung aus, was habt Ihr konkret gemacht?

Tonks: Durch das Pressetelefon gab es Kontakte für viele Medien und Journalist:innen, dieses Telefon wurde von unterschiedlichen Menschen bedient. Jede:r suchte sich seine Aufgaben heraus und wir halfen einander. Im Räumungsstress hatten wir ein etwas festeres Team und festere Aufgaben. Wir schrieben Pressemitteilungen und twitterten gegen Falschmeldungen der Polizei Mittelhessen. Wir und unser Social-Media-Umfeld luden Fotos hoch, die Tripod-Konstruktionen erklärten oder die zu nahe Fällungen an Baumhäusern mit Aktivist:innen zeigten. Jeden Tag wussten wir, was alles Gefährliches im Wald passierte, jeden Tag hatten wir mit Gewaltmeldungen zu kämpfen, jeden Tag waren wir diesbezüglich hilflos und gesellschaftlich ungehört. Bis heute gibt es weiterhin Anfragen von Menschen, die Aufnahmen oder Interviews machen wollen. Diese werden in Chatgruppen oder im Camp an die richtigen Menschen weitergeleitet.

Monday: Die Social-Media-Kanäle werden auch heute noch betreut.

Pro Wald: Am 5. Dezember war ich selbst im Dannenröder Forst und habe am Abend miterlebt, wie die Polizei bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zwei Wasserwerfer gegen rund 20 Aktivisti eingesetzt hat. Sie waren dabei, kleine Häufchen aus Ästen und Zweigen zusammenzutragen, die Waldfahrzeugen keine fünf Minuten Stand gehalten hätten. Nur 30 Minuten später stand auf der Facebookseite der Tagesschau zu lesen: "Wasserwerfer gegen Autobahnprotest - Aktivist:innen hatten im Dannenröder Forst erneut Barrikaden errichtet und Pyrotechnik abgebrannt.“ Was denkt Ihr im Presseteam, wenn Ihr solche Meldungen sogar in Qualitätsmedien lest?

Tonks: Solche Meldungen zeigen, dass viele Medien einfach nur die Polizeiberichte übernehmen und nicht verschiedene Quellen abgleichen. Das macht mich traurig und wütend und lässt einen an den unabhängigen Medien zweifeln. Trotzdem schauen wir regelmäßig Tagesschau.

Monday: Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie schlecht Informationen durchsickern und dass Medien unkritisch Meldungen der Polizei übernehmen, ohne zuvor auf die Twitter-Seite der Besetzung geschaut zu haben. Ich weiß, dass deutlich seltener Pyrotechnik eingesetzt wurde, als es gemeldet wurde und dass das Vorgehen der Polizei oft absolut unverhältnismäßig war. Während der Räumung des letzten Barrios „Oben“ waren auch Medienvertreter vor Ort, die weithin vernehmbare Schmerzensschreie von Aktivistinnen gehört haben mussten. Die Aktivisti hatten ihre Hände in einem Baumhaus mit Spezialkleber an einem Baum festgeklebt, woraufhin Einsatzkräfte des SEK diese, statt Lösungsmittel einzusetzen, einfach mit Gewalt so abgerissen haben, dass die Haut der Handflächen an den Bäumen kleben geblieben ist. Das war für die Aktivistinnen sehr schmerzhaft, doch in klassischen Medien haben sich hinterher keine Berichte darüber gefunden.

Pro Wald: Wann war das genau? Gab es dazu eine Pressemitteilung der Waldbesetzer:innen mit Augenzeugenberichten und Fotos? Das ist doch sicherlich dokumentiert worden.

Monday: Dieser Vorfall ereignete sich an einem der letzten vier Tage der Räumung, also zwischen dem 5. und 8. Dezember. Genauer weiß ich es gerade nicht. Die Schreie waren weit zu hören. Menschen haben nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenensammelstelle davon berichtet. Sie waren aber nicht in der Lage, das in einem Bericht festzuhalten.

Pro Wald: Könntet Ihr Euch erkundigen, ob es davon Fotos gibt, das hat doch bestimmt ein Mensch dokumentiert?

Monday: Mehr Informationen haben wir leider nicht. Aber du kannst einfach im Camp anrufen und nachfragen. Die wissen bestimmt mehr als wir gerade.

Pro Wald: Bitte versteht es nicht als Kritik, aber so kann Pressearbeit nicht erfolgreich sein. Wäre ein Polizist bei einem Einsatz von einem Aktivisten verletzt worden, dann hätte jedes Medium in Deutschland innerhalb von 60 Minuten davon gewusst – und ich erfahre das hier vier Wochen nach dem Vorfall eher zufällig und nebenbei, ohne dass Ihr genauere Ansprechpartner und Hintergründe nennen könnt. Dasselbe trifft auch auf das vorherige Beispiel mit der Tagesschau zu: Ihr könnt doch nicht von der Tagesschau-Redaktion in Hamburg oder dem Nachrichten-CvD der Süddeutschen Zeitung in München erwarten, dass diese auf Twitter danach suchen, wie die Waldbesetzer:innen die gerade eingegangenen Pressemitteilungen der Polizei bewerten. Es verdeutlicht exemplarisch, dass die Polizei in Bezug auf den Dannenröder Forst einfach eine deutlich professionellere Pressearbeit geleistet und daher den Kampf um die öffentliche Meinung für sich entschieden hat.

Tonks: Naja also wir veröffentlichen ja auch regelmäßig Pressemitteilungen. Die zu lesen würde ja reichen. Auch „Wald statt Asphalt“ und andere Bündnisse veröffentlichen Mitteilungen.

Pro Wald: Was denkt Ihr, inwieweit die Pressearbeit professionalisiert werden muss, damit neben der offiziellen Polizeiversion künftig auch die Sichtweise der Aktivisti die Öffentlichkeit erreicht?

 

Monday: Wir waren professionell in dem engen Rahmen, der uns zur Verfügung stand – mit wenigen Menschen, die sich gegenseitig schulen. Es gab zu wenige Menschen für zu viele Aufgaben. Trotz einigem positiven Feedback von außen haben wir nicht alles vermitteln können, was passiert ist. Wir müssen selbst über viele Kanäle der breiten Bevölkerung ein Informationsangebot machen. Insbesondere Instagram hat sich als Format bewährt, mit dem wir viele Nutzer:innen zufällig erreichen und ihnen vermitteln konnten, wie wichtig es ist, einen 300 Jahre alten Wald zu schützen. Wir konnten über das Jahr viele schöne Facetten aufzeigen, die das Leben im Wald ausmachten und erreichten zum Beispiel 60.000 Konten im vergangenen Monat. Jede Plattform hat seine Nutzer:innengruppe, die sich vor allem im Alter unterscheiden. Wäre es professioneller, den Menschen mehr von dem zu zeigen, was eine Triggerwarnung braucht? Ich hatte Bedenken, Instagram mit Gewaltvideos zu fluten, weil so viele junge Menschen das sehen würden. Soziale Bewegungen müssen ihr Leid und ihre Repressionen aufzeigen, nur stehen wir in Verantwortung den verschiedenen Generationen gegenüber, dass diese frei von Traumata bleiben.

Pro Wald: Es war auch nicht gemeint, auf reißerische Art und Weise Polizeigewalt zu präsentieren, sondern in der gebotenen Sachlichkeit im Bedarfsfalle über diese und weitere relevanten Themen aus dem Wald zu berichten. Welche Schwerpunkte habt Ihr Euch bei der Pressearbeit gesetzt?

Monday: Die Chance besteht darin, Widersprüchlichkeiten und Unverhältnismäßigkeiten aufzuzeigen: Etwa, als einmal mehrere Rettungswagen mit Blaulicht in den Herrenwald gefahren und gleichzeitig auch noch ein Rettungshubschrauber gelandet ist, nur weil eine Wespe einen Polizisten in den Mund gestochen hatte. Auf der anderen Seite werden Bäume nur fünf Meter neben Aktivist:innen in einem benachbarten Baum gerodet, oder ein Harvester sägt ein Baum mit noch nicht geräumtem Baumhaus an. In solchen Fällen bestand akute Verletzungs- und sogar Lebensgefahr für die Menschen in den Bäumen. Wir wollen immer wieder darauf pochen, dass jedes Leben wertvoll ist und dass die Einsatzkräfte ihrer Verantwortung gerecht werden müssen. Intensivere Öffentlichkeitsarbeit ist auch mit virtuellen Waldspaziergängen und Präsentationen für Schulen möglich, gerade während der Coronakrise, in der physische Distanz notwendig ist. Was die meisten klassischen Medien betrifft, haben es sich diese zu einfach gemacht und aus Bequemlichkeit vor der Berichterstattung nicht ausreichend recherchiert und die Gegenseite befragt. Wir sehen, dass wir diesen Medien künftig eigene Berichte und unsere Sichtweise auf Ereignisse schicken müssen, die in Polizei-Pressemitteilungen falsch oder verzerrt dargestellt werden.

Pro Wald: Warum seid Ihr vermummt, und warum tragt Ihr Waldnamen – wollt Ihr damit Eure früherer Identität abstreifen?

Tonks:
Wir waren meistens nicht vermummt und hatten Masken nur an, wenn wir nicht zu zweit, also mit mehr als einem Haushalt unterwegs waren. Unabhängig von Corona verschafft uns die Vermummung Anonymität und damit eine größere Sicherheit vor der Polizei, aber auch vor Neonazis und militanten Pro49-Anhängern, die ebenfalls manchmal im Wald waren. Die Polizei zieht sich manchmal gezielt Menschen heraus, von denen sie vermutet, dass sie keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen: Das sind insbesondere Menschen mit äußeren Merkmalen wie dunkler Haut- und Haarfarbe.
 

Pro Wald: Masken und Decknamen entmenschlichen Euch in der öffentlichen Wahrnehmung. Selbst mir als Journalisten gegenüber habt Ihr Eure Klarnamen nicht offenlegen wollen, obwohl Ihr zum Presseteam gehört und ich Euch Anonymität zugesichert habe. Warum dieses Misstrauen?

Monday:
Ich würde es nicht Misstrauen nennen. Ist es denn so wichtig zu wissen, wie der Name hinter dem Decknamen ist? Künstler haben auch oft Decknamen, ohne dass es Menschen komisch finden – zum Beispiel Banksy .Für uns tut es nichts zur Sache, was der Mensch für einen Namen hat, denn Namen sind banal und machen weder das Lebewesen noch seinen Wert aus. Vermummungen dagegen bringen die Fähigkeiten und Qualitäten der Mensch besser zur Geltung. Man lernt sich anders kennen und fühlt sich freier und offener. Trotzdem ist das ist ein guter Punkt zur weiteren Professionalisierung.

Pro Wald: Was genau?

Monday: Wir sollten uns überlegen, ob mehr Menschen ohne Masken oder Maskierungen vor Kameras treten.

Pro Wald: Ich weiß, dass Ratschläge, insbesondere von Älteren und noch dazu von Männern schwierig sind und als Bevormundungsversuch verstanden werden können. Trotzdem möchte ich Euch als Abschluss dieses sehr langen Gesprächs das Schlusswort in einem Interview schicken, das ich in diesen Tagen fast parallel mit dem Euren mit dem Zürcher Psychologen und Psychotherapeuten Adrian Oertli geführt habe, der Teil eines Expertennetzwerkes des Radicalisation Awareness Networks der Europäischen Union ist. Er appelliert an die Dannenröder Waldbesetzer:innen:

‚Nehmt die Masken ab. Zeigt Euer Gesicht. Macht uns allen unsere kollektive Verletzbarkeit bewusst, indem Ihr in jedem Moment Verletzbarkeit zelebriert. Nehmt klar Stellung gegenüber jeder Form von Gewalt. Distanziert Euch vor jeglichem Freund-Feind-Denken. Sucht immer nach größtmöglicher Verbindung in alle Richtungen. Öffnet einen freien Debattenraum. Ehrt Eure Wurzeln und lernt von Erfahrungen Euer Ältesten. Vertraut ins Vertrauen. Sagt die Wahrheit und handelt. Stellt Euch radikal jeglicher Gewalt entgegen, und entblößt Euren Schmerz über das, was die kollektive Gewalt im Großen und Kleinen Tag für Tag anrichtet. Fürchtet Euren Schmerz nicht, sondern vertraut in die transformative Kraft der Offenlegung des Schmerzes. Schenkt Eurem Gegenüber die Zumutung, dass man von ihm erwartet, Verantwortung für das Leben zu übernehmen. Verweigert Euch dem Dogma, dass wir unabhängig voneinander existieren können.‘ Gibt es etwas, das Ihr davon mitnehmen könnt?

Tonks: Wir legen unseren Schmerz offen, indem wir seit mehr als einem Jahr dort leben. Wir lassen so viel von der "Zivilisation" weg, um einzustehen wofür es richtig ist. Wir frieren und haben kein fließend Wasser. Wir sehen, dass viel möglich ist und danken Dir für das Feedback.

Das Interview führte Ingo Fischer.


Das Interview mit Adrian Oertli vom Radicalisation Awareness Network, auf das im Gespräch mit Tonks und Monday am Ende Bezug genommen wurde,  findet Ihr hier.


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